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Darmstädter Andreas-Vereinigungen 1922 -/- 1988

Am 16. November 1922 wurde in Darmstadt die »Vereinigung von Andreasbrüdern« gegründet. Sie stand unter der Aufsicht der Andreasloge »Corona« in Mannheim und traf sich montags in der Sandstraße 10 und ab 1927 in der Wilhelminenstraße 43. Den Mannheimer und Darmstädter Brüdern war es ein besonderes Anliegen, kurz nach der Stiftung der Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« in Darmstadt am 30. Oktober 1921, eine Andreas-Vereinigung zu gründen als Vorstufe für die Stiftung einer Andreasloge in Darmstadt. Der Verbund, d.h. die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland befürwortete dieses Vorgehen.

Siegel der Frankfurter Andreasloge (1924)

1924 wurde auf Wunsch der Frankfurter Brüder durch die Andreas-Vereinigung die Andreasloge »Fides immortalis« in Frankfurt am Main gestiftet. Die Andreas-Vereinigung in Darmstadt wurde aber weitergeführt (siehe Protokoll vom 14. Juni 1926), denn der Wunsch nach einer einigen Andreasloge wurde seitens der Darmstädter Andreasbrüder nie aufgegeben. Sie hat nichts mit der in Darmstadt kurzzeitig verweilenden Freimaurerloge »Zum heiligen Andreas zur schottischen Beständigkeit« sowie der 1928 in Darmstadt betriebenen Johannis-Vereinigung »An Odins Bergen« unter der Konstitution der Großen National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln zu tun. Ihre Gründung wurde von den Freimaurerlogen »Zum flammenden Schwert« in Darmstadt, »Wilhelm zur Unsterblichkeit« in Frankfurt, »Braunfels zur Beharrlichkeit« in Hanau und »Nassau-Oranien zu den beständigen Quellen« in Wiesbaden unterstützt.

Die 1935 durch das Nazi-Regime verbotene »Vereinigung von Andreasbrüdern« wurde am 21. November 1946 unter starkem Engagement der Darmstädter Freimaurer Wilhelm Klingelhöffer und Hermann Küster reaktiviert. Klingelhöffer stand ihr bis zu seinem Tode am 30. Mai 1948 vor. Er war an der Gründung der Provinzialloge von Hessen-Baden-Württemberg maßgeblich beteiligt, aber er hat leider die Reaktivierung der Andreasloge in Mannheim am 13. November 1948, mit der er sehr verbunden war, nicht mehr miterlebt.

Hermann Küster hatte aufgrund des plötzlichen Todes von Klingelhöffer kommissarisch sein Amt als Vorsitzender Meister der Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« übernommen und füllte somit bis 1954 eine Doppelfunktion als Vorsitzender Meister der Vereinigung und der Darmstädter Freimaurerloge aus. Des Weiteren war er bei der Reaktivierung der Andreasloge »Fides immortalis« in Frankfurt am Main am 17. Juni 1949 führend beteiligt. Darmstadt befand sich in der Mitte der Provinz Hessen-Baden-Württemberg. Die Provinzialloge von Baden-Württemberg trennte sich am 27. August 1955 von der Provinzialloge von Hessen (deren Gründungsdatum der 22. März 1948 gewesen war). Nach der Trennung der beiden Provinzen stand die Darmstädter Andreas-Vereinigung unter keiner Aufsicht mehr. Das wurde auch mit dem Landesgroßmeister Paul Hoffmann besprochen, der sich für die Andreas-Vereinigung einsetzte und daher zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass die Andreas-Vereinigung seit 1956 Tempelarbeiten, d.h. rituelle Andreas-Arbeiten, durchführen durfte.

Ernst Contag wurde Vorsitzender Meister der »Vereinigung von Andreasbrüdern« von 1954 bis zur Übernahme des Amtes des Vorsitzenden Meisters der Darmstädter Freimaurerloge am 23. Oktober 1960.

Carl-Leo Külp hatte von 1960 bis 1965 den Vorsitz der Darmstädter Andreas-Vereinigung inne.

Otto Wolfskehl (Mai 1968)

Otto Wolfskehl stand ihr zum ersten Mal von 1965 bis 1968 vor und gab den Vorsitz mit Übernahme des Amtes des Wortführenden Andreasmeisters in der Andreasloge »Ignis Sacer« in Kassel ab. Er blieb der Vorsitzende Meister der Andreas-Vereinigung bis 1968 obschon er bereits seit Mitte 1966 nach Kassel gezogen war. Er blieb aber mit Darmstadt, der Darmstädter Loge sowie der Vereinigung bis zu seinem Tode stark verbunden. Er ist auf dem Alten Darmstädter Friedhof im Familiengrab beerdigt.

Karl-August Balser übernahm danach die Leitung. Durch seinen plötzlichen Tod am 07. Juli 1981 gerieten einige Unterlagen durcheinander. Nach ihm entstand eine große Wissenslücke, denn er stand der Andreas-Vereinigung über zwölf Jahre lang vor. Armin Kalz hatte bereits Teile der Unterlagen übernommen, aber lange nicht sichten können. Er wurde zu seinem kommissarischen Nachfolger. Ab 1982 stellte sich Erwin Hoeft die Aufgabe, den Darmstädter Brüdern durch Vorträge in Darmstadt, Andreas-Themen nahezubringen. Er war zu jenem Zeitpunkt Wortführender Andreasmeister der Frankfurter Andreasloge »Fides immortalis«. Um die Ressourcen der Andreasloge in Frankfurt für die Darmstädter Andreas-Brüder mit einbinden zu können, entschied er sich eine zweite Andreas-Vereinigung unter der Aufsicht der Frankfurter Andreasloge ins Leben zu rufen. Am 27. Januar 1988 wurde die »Andreas-Vereinigung Fides immortalis zu Darmstadt« von E. Hoeft gegründet, »damit die Darmstädter Brüder ihre Arbeit für die Andreasloge in ihrem Logenheim intensivieren können.« (siehe »Meldung für den Abschnitt – Aus den Logen – der ZK« zum 27. Januar 1988 von Gerhard E. Hartmann). Nach seinem Tod ist sie nicht weiter fortgeführt worden.

Armin Kalz (März 1989)

Armin Kalz hatte währenddessen begonnen für das 75. Jubiläum der Darmstädter Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« (1996) alle Unterlagen unter Zuhilfenahme von Detlef Mertgen zu sichten. Zeitgleich war er Wortführender Andreasmeister in Frankfurt am Main und damit der erste Darmstädter überhaupt in diesem Amt. Bis 2002 blieb er außerdem Vorsitzender Meister der Darmstädter Andreas-Vereinigung (1922). Kalz verbringt seinen Lebensabend seit Anfang 2004 in Görlitz. Die meisten Informationen stammen aus seinen immensen Nachforschungen. Mitte Januar 2013 holte Arno Moos den Restbestand des Archivs aus Görlitz nach Darmstadt zurück. Es wurde angefangen, Unterlagen zu inventarisieren und einzelne Dokumente einzuscannen. Die Unterlagen befinden sich nun im »Armin-Kalz-Archiv« und wurden z.T. im Band Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Freimaurerloge „Zum flammenden Schwert“ zu Darmstadt: 1921-2021 veröffentlicht.

Danach übernahm Karl Mink 2002 die Führung der Andreas-Vereinigung bis zum 28. November 2008. Er hatte den Unterricht zu Andreas-Themen intensiviert und führte den Andreas-Themen-Tag ein. Die Tage waren so gestaltet, dass gemeinsam gefrühstückt wurde, danach fanden Unterrichte im Andreasmeister- und im Andreas-Lehrlings-Mitbruder-Grad statt. Die Johannismeister stießen zum Mittagessen dazu und danach wurde der Unterricht im Johannismeister-Grad gegeben, wobei besonderes auf die Akzente der Andreas-Freimaurerei in der symbolischen Freimaurerei geachtet wurde; ohne dabei die Arkandisziplin zu verletzen. In Mannheim wird bis heute der Andreas-Themen-Tag so ähnlich fortgeführt.

Cover des Konvolutes für Andreasmeister über die Andreasgrade (2012)

Giovanni Grippo übernahm in Frankfurt am Main das Amt des Wortführenden Andreasmeisters vom 15. November 2008 bis zum 30. November 2013. Nach seiner Einsetzung wurde er am 28. November 2008 von Karl Mink gebeten, auch den Vorsitz der Darmstädter Andreas-Vereinigung zu übernehmen, zu dem er einhellig gewählt wurde. Grippo lagen die Zusammenarbeit der Frankfurter und Darmstädter Bruderschaft sehr am Herzen. Es wurde geplant, den Nutzen der Andreas-Themen-Tage auch den Frankfurter Andreas-Brüdern näher zu bringen. Mit einer kleinen Gruppe begann er die Erarbeitung des Buches mit dem Titel Konvolut für Andreasmeister über die Andreasgrade (für die Erkenntnisstufe VI), um auf diese Weise die Zusammenarbeit der Frankfurter und Darmstädter Andreas-Brüder zu stärken und um die gewonnenen Erkenntnisse über die Schottische Andreasmaurerei für die Nachwelt zu bewahren. Im Buch kommen Themen zum Tragen, die u.a. in der Darmstädter Andreas-Vereinigung erarbeitet wurden. 2012 kam es zur Veröffentlichung.

Die Erarbeitung der Geschichte der Andreas-Vereinigung, die vor fast 100 Jahren gegründet wurde, zeigte auch auf, warum fast alle Wortführenden Andreasmeister der Andreasloge »Fides immortalis« aus der Frankfurter Freimaurerloge »Wilhelm zur Unsterblichkeit« stammten. Die Darmstädter Brüder waren in der »Vereinigung von Andreasbrüdern« sehr aktiv und das über die Grenzen Darmstadts und der Provinz. Laut den Anwesenheitslisten nahmen sie meistens nur an Tempelarbeiten in Frankfurt oder in Mannheim teil. Armin Kalz und Giovanni Grippo sind von den 14 Vorsitzenden Andreasmeistern bis heute die einzigen Darmstädter Brüder, die das Amt des Wortführenden Andreasmeisters in der Frankfurter Andreasloge innehatten. (siehe Liste)

Nach der Rückkehr der Darmstädter Freimaurerloge in das heutige Logenhaus in der Sandstraße am 01. September 1990 konnten dort auch wieder Andreas-Tempelarbeiten umgesetzt werden. In diesem Logenhaus, welches nach dem Krieg in den 1960er Jahren wieder aufgebaut wurde, fand 1921 die Stiftung der Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« und 1922 dir Gründer der Andreas-Vereinigung statt. Die Darmstädter und Frankfurter Andreas-Brüder ergriffen diese Gelegenheit und entschieden sich, in regelmäßigen Abständen Andreas-Tempelarbeiten auch im Darmstädter Logenhaus auszurichten. Das bedeutete, dass ein Bruder alle Ritualgegenstände und Utensilien von Frankfurt nach Darmstadt brachte und danach wieder zurückführte. Diese Tradition hielt bis Ende 1999 an. Ab 2000 wurde entschieden, dass nur noch inhaltliche und administrative, d.h. nicht-rituelle Andreas-Abende in Darmstadt verbracht werden sollten; die Andreas-Themen-Tage wurden weiterhin von den Darmstädtern und Mannheimern fortgeführt. Die Andreas-Tempelarbeiten fanden daraufhin nur noch im Frankfurter Logenhaus statt. Mit einigen Ausnahmen schaffte es Giovanni Grippo als Wortführender Andreasmeister bis Ende 2013 einen ausgewogenen Ausgleich zwischen Andreas-Abenden in Darmstadt und Frankfurt umzusetzen. Nach seiner Amtszeit und u.a. aufgrund der Renovierung des Darmstädter Logenhauses (März 2016 bis September 2017) fanden alle Abende der Andreasloge nur noch im Frankfurter Logenhaus statt. Nach der Renovierung fanden die Abende der Andreasvereinigung nach wie vor einmal im Quartal wieder im Darmstädter Logenhaus statt.

Logo der Wolfstieg-Gesellschaft (2020)

Seit 2008 sitzt Giovanni Grippo der Vereinigung vor. Seit seiner Ägide wurden verschiedene Bücher über Andreasthemen für den freimaurerisch-spezifischen, aber auch für den nichtfreimaurerischen Gebrauch veröffentlicht, wie z.B. das bereits erwähnte Konvolut für Andreasmeister über die Andreasgrade (für die Erkenntnisstufe VI) oder Anleitung zur Meditation von Carl Happich. Dieses Buch ist maßgeblich aus der Arbeit in der Andreas-Vereinigung entstanden. Anfang 2021 wurde auf Wunsch der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland versucht, die Andreasvereinigung wieder unter eine aufsichtsführende Andreasloge zu stellen, was aber missglückte. Nach verschiedenen Zukunftsperspektiven entschied sich schließlich die Bruderschaft am 11. April 2024 den Verbund der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland zu verlassen und die Eintragung der Vereinigung in das Vereinsregister vorzunehmen. Die Andreasvereinigung war an der Gründung der Wolfstieg-Gesellschaft am 27. Mai 2020 beteiligt und steuerte für den Bereich ab dem IV. Grad Themen und Personal bei. Am 08. Juli 2023 gab sie der Schottischen Meisterloge der Strikten Observanz mit Sitz in Wilhelmsbad neues Leben und seit 2024 ist sie Freimaurern und Freimaurerinnen zugänglich. Am 22. Mai 2024 wurde sie in das Vereinsregister in Darmstadt unter der Vereinsnummer 84866 eingetragen und wird nun als unabhängiger und eingetragener Verein weitergeführt. Ein langgehegter Wunsch des Gründungsvorsitzenden Carl Happich wurde damit wahr.

Bereits seit ihrer Gründung verfolgt sie den Auftrag, das Wissen um die Schottische Andreasmaurerei bekannt zu machen.